Das Turamichele in Augsburg


Foto vom Turamichele am Perlachturm Das Turamichele am Augsburger Perlachturm


Turamichele (hochdeutsch: Turm-Michael) ist der Name eines mechanischen Figurenspiels im Perlachturm in der Altstadt von Augsburg. Es zeigt den Erzengel Michael im Kampf mit dem Teufel. Das Turamichele wird nur einmal im Jahr - am 29. September, dem Michaelitag - in Gang gesetzt. An diesem Tag erscheint der hölzerne St. Michael zwischen 10 und 18 Uhr zu jeder vollen Stunde am untersten Fenster des Perlachturms und sticht im Takt der Stundenschläge auf den zu seinen Füßen liegenden Satan ein.

Das Turamichele wird schriftlich erstmals in einer Familienchronik von 1616 erwähnt. Das ursprüngliche Figurenspiel soll jedoch bereits 1526 von dem Bildhauer Christof Murmann dem Jüngeren und dem Uhrmacher Georg Marquart geschaffen worden sein. Nach der Eingliederung der Reichsstadt Augsburg in das Königreich Bayern im Jahre 1806 wurde der alljährliche Brauch von der bayerischen Regierung verboten, da man das Schauspiel für albern und im Sinne der Aufklärung unwürdig hielt. Eine wichtige Rolle spielte dabei jedoch wohl auch, dass die Augsburger die Teufelsfigur mit der neuen und ungeliebten Obrigkeit in München gleichsetzten, der man gerne die entsprechenden Lanzenstiche versetzt hätte. Erst 1822 wurde das Turamichele-Verbot außer Kraft gesetzt.

Nach dem Zweiten Weltkrieg und der Zerstörung des historischen Figurenspiels erlaubte 1946 die amerikanische Besatzungsmacht, den Turamichele-Brauch (zunächst mit zwei Schauspielern auf einem Holzpodest am Perlachturm) fortzuführen. Eine neue hölzerne Figurengruppe wurde 1949 von dem Augsburger Malzfabrikanten Ernst Gebler gespendet und von dem Bildhauer Karl Hoefelmayr aus Kempten gefertigt.